Per 31. Oktober 2025 tritt Oberst Philipp Wagner als Kommandant Kompetenzzentrum Militärmusik ab. Er übergibt an Oberstleutnant Aldo Werlen. Ein Doppelinterview, bevor beim Kompetenzzentrum Militärmusik eine neue Ära beginnt.
Als Kommandant hatte ich den Anspruch, weiterzuentwickeln, was seit 2004 aufgebaut worden war. Damit meine ich vor allem die musikalische Weiterbildung der Kader und darunter nebst anderem die Vorbereitung für das Dirigentendiplom des Schweizerischen Blasmusikverbands (SBV). Deshalb war mir die enge Zusammenarbeit mit den zivilen Musikvereinen besonders wichtig. Während meiner Amtszeit kamen die sozialen Netzwerke auf. Mir ist schnell klargeworden, dass die Militärmusik mit dieser Entwicklung mitgehen muss. So konnten wir vor kurzem eine Milizstelle für einen Presse- und Informationsoffizier schaffen, der alles koordiniert.
Kurz nach meinem Amtsantritt wurde ich mit einem anhaltenden Problem konfrontiert: der Haltung einiger (sehr weniger) Militärmusiker. Bei meinem ersten Konzert stellte ich fest, dass mehrere Musiker unter Alkoholeinfluss standen, als sie auf die Bühne kamen. Ich habe einige entlassen und sie einer anderen Truppengattung zuteilen lassen. Ein weiterer Stolperstein ist die stetig steigende Anzahl Urlaubsgesuche. Als zum Beispiel die Brassband-Rekrutenschule in der Zeit des Schweizer Brass Band Wettbewerbs geplant wurde, mussten in Zusammenarbeit mit dem Schweizer Brass Band Verband Lösungen gefunden werden. Im Allgemeinen sind die sich häufenden Urlaubsanträge Teil der Entwicklung unserer zunehmend individualistischen Gesellschaft. Hier liegt es an uns, den Dialog zu suchen und die jungen Milizangehörigen dazu zu bringen, dass sie während der RS der Militärmusik den Vorzug geben.
Die Militärmusik ist bereits auf dem richtigen Weg. Gleichzeitig habe ich im Rahmen meiner neuen Tätigkeit drei Hauptziele vor Augen, nämlich erstens die Verbesserung der Ausbildung junger Soldatinnen und Soldaten sowie die Steigerung von Qualität und Professionalität durch Schulungen, Workshops und den Austausch mit anderen Facheinrichtungen. Zweitens liegt mir an der Förderung der musikalischen Vielfalt und Modernität, mithilfe einer Erweiterung des traditionellen Repertoires durch zeitgenössische Werke - mit dem Ziel, ein breiteres Publikum anzusprechen. Drittens werde ich unsere Präsenz bei öffentlichen Veranstaltungen und Zeremonien wie auch in den Medien mittels neuer Formate und Kooperationen mit anderen kulturellen Einrichtungen erhöhen.
Die grösste Herausforderung der kommenden Jahre besteht für uns zweifellos in der Rekrutierung junger Instrumentalistinnen und Instrumentalisten. Sie ist mit der Aufgabe verknüpft, Tradition und Modernität zu verbinden.
Da fallen mir die Sommertourneen der Orchester des Schweizer Armeespiels oder das internationale Festival MilJazz 2.0 ein, zu dem wir ausländische Militär-Big Bands eingeladen haben. Nicht zu vergessen unsere nationalen Tattoos - Basel, Avenches und Luzern -, an denen regelmässig RS-, WK- und Armeespiel-Formationen teilnehmen, aber auch die Darbietungen der Swiss Armed Forces Central Band an Tattoos im Ausland: 2013 in Moskau, 2016 in Hamina (FIN), 2019 in Norfolk (Virginia, USA) oder 2023 in Edinburgh (GB). Letztlich ist aber jedes Konzert eines RS- oder WK-Spiels für mich ein einzigartiger Moment.
Anstatt die eine oder andere Persönlichkeit namentlich zu nennen, möchte ich lieber die vielen jungen Musikerinnen und Musiker erwähnen, die ich kennen und schätzen gelernt habe, sowie alle Verantwortlichen von Verbänden und Konzertveranstalter, mit denen wir immer wieder gerne zusammenarbeiten. Zudem bin ich seit 2020 Vorsitzender der 2005 gegründeten jährlichen Konferenz der Militärmusikchefs aus 17 europäischen Ländern plus Kanada. Auch im Rahmen dieser Tätigkeit konnte ich bereichernde Freundschaften schliessen.
Die Militärmusik muss auch in Zukunft Teil von nationalen und internationalen Veranstaltungen sein. In diesem Rahmen müssen wir die Qualität und Vielfalt unserer Orchester, aber auch die Stärken unseres Milizsystems zeigen. Die Soldatinnen und Soldaten sollen unvergessliche Momente erleben und Erfahrungen machen können, die sie als Armeeangehörige prägen und für ihre Zukunft von Nutzen sind. Das ist mein grösster Ansporn.
Ich möchte mich bei Oberst Philipp Wagner ganz herzlich für alles Geleistete bedanken und wünsche ihm und seiner Familie alles Gute für die Zukunft. Lieber Philipp, mögest du gesund bleiben und voller Inspiration deine künftigen Projekte zum Erfolg führen. Auch wünsche ich dir viele schöne Stunden mit deiner Familie.
Ich freue mich, dass die Funktion des Kommandanten in den Händen eines Militärmusikers bleibt, mit dem ich in den letzten Jahren intensiv zusammengearbeitet habe. Zudem bin ich überzeugt, dass Aldo und sein Team Ideen für die Weiterentwicklung der Militärmusik finden und dass sie alle künftigen Herausforderungen bewältigen.