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«Ich bin ein überzeugter Anhänger der kollektiven Intelligenz»

«Ich bin ein überzeugter Anhänger der kollektiven Intelligenz»
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Florian Lab ist auch Dirigent.

Florian Lab ist als Nachfolger von Christophe Jeanbourquin das neue Mitglied der Musikkommission des Schweizerischen Blasmusikverbands (SBV). In einem Interview spricht der Jurassier über seinen Werdegang, seine Wahrnehmung der Musik und seine Perspektiven.

Florian Lab, können Sie sich kurz vorstellen?

Ich bin ein Fünfziger mit sehr viel Energie und einer Frau und Kindern - alle Musiker - die sehr tolerant sind. Ich unterrichte an einer Sekundarschule in der Region Val Terbi, bin Horn- und/Trompetenlehrer an der Ecole Jurassienne et Conservatoire de Musique, Präsident der Musikkommission der Fédération Jurassienne de Musique (FJM), leite zwei Brass Bands und engagiere mich als Experte an Solisten- und Ensemblewettbewerben.

Wie ist Ihre musikalische Karriere bisher verlaufen?

Ich stamme aus einer Musikerfamilie und habe mit neun Jahren angefangen, Kornett zu spielen. Unterricht erhielt ich zuerst bei Christophe Jeanbourquin und später bei Elisabeth Nouaille Degorce und Véronique Gyger. Dann habe ich an einigen Meisterkursen bei Maurice André, Roger Webster, Roger Delmotte und Guy Touvron teilgenommen. Mein Lehrdiplom und mein Virtuosendiplom habe ich 2006 unter der Leitung von Jean-Jacques Schmid gemacht. Parallel dazu bin ich der Nationalen Jugend Brass Band beigetreten. Ich habe auch Dirigierkurse beim SBV besucht und - ebenfalls während des Studiums - ein Diplom für Blasorchesterleitung am Konservatorium in Lausanne in der Klasse von Pascal Favre erworben. Gegenwärtig leite ich das Ensemble de Cuivres la Covatte, eine Brass Band der 1. Klasse, und das Ensemble de Cuivres Jurassien B, das ich 2007 gegründet habe.

Florian Lab beim Dirigieren
Florian Lab ist auch Dirigent.

Instrumentalist und Dirigent. Hat eine dieser beiden Tätigkeiten Vorrang vor der anderen?

Ich glaube, man ist manchmal einer Persönlichkeitsspaltung nahe. Meiner Meinung nach muss man den Dirigenten in sich herauskehren, wenn man Instrumentalist ist, und umgekehrt den Instrumentalisten, wenn man Dirigent ist.

Florian Lab spielt Cornet
Florian Lab spielt im Ensemble de Cuivres Jurassien.

Kommen wir zum Unterrichten. Ein paar Worte zu den Arbeitsbedingungen von Musiklehrern im Jura - aber vielleicht auch allgemein in der Schweiz?

Einzelunterricht für Menschen zu geben, von denen die meisten beschlossen haben, sich in einer Disziplin weiterzuentwickeln, ist eine unglaubliche Chance. Ich empfinde eine besondere Freude, wenn meine Schüler in die Ensembles aufgenommen werden, die ich leite, oder in nationale Auswahlensembles wie das NJBB, und ich sie an den Solowettbewerben begleiten darf, an denen sie teilnehmen.

Kleine Bemerkung am Rande: Als Musiklehrer möchten Sie sicher eine Botschaft im Zusammenhang mit dem Programm «Jugend und Musik» weitergeben …

Ich bin ein absoluter Fan von J+M. Das Hauptziel dieses Programms ist die Demokratisierung des Zugangs zur Musik, und Gott weiss, wie sehr wir diese brauchen. Aus meiner Sicht bestehen hier die grössten Herausforderungen darin, den Zugang zur J+M-Lehrerausbildung zu vereinfachen, diese Ausbildung nicht nur für Dirigenten, sondern auch für Musiker zu öffnen und Synergien in der musikalischen und pädagogischen Grundausbildung und in der Weiterbildung zu suchen und zu bündeln.

Porträt von Florian Lab
Florian Lab, Instrumentalist, Dirigent, aber auch Lehrer, unterstreicht die Bedeutung des Programms «Jugend und Musik».

Und nun zur Musikkommission des SBV: Was hat Sie dazu bewogen, ihr beizutreten?

Als Präsident der Musikkommission der FJM habe ich an verschiedenen Diskussions-, Arbeits- und Präsentationsveranstaltungen des SBV teilnehmen können. Da ich es hasse, über Dinge zu nörgeln, die mir nicht gefallen, während andere sich abmühen, um Schwierigkeiten zu überwinden, fühlte ich mich zur Mitarbeit aufgerufen. Ich bin ein überzeugter Anhänger der kollektiven Intelligenz und freue mich auf die Arbeit im Team. Und schliesslich bin ich sehr glücklich, in der Musikkommission des SBV Christophe Jeanbourquin nachzufolgen, meinem ersten Lehrer. Doch gleichzeitig bin ich nervös: Ich werde mich beweisen müssen.

Was motiviert Sie zur Mitarbeit in der Kommission?

Ich freue mich darauf, einen Teil der Schweizer Amateurmusik mitzugestalten. Das Privileg, daran mitwirken zu dürfen, ist an sich Motivation genug, doch das Wichtigste ist für mich, dass ich allen die Möglichkeit geben kann, dieses Hobby auszuüben und es zu geniessen.

Was möchten Sie mit Ihrer Arbeit in dieser Kommission erreichen?

Ich möchte unsere Leidenschaft befeuern, durch unsere Weiterentwicklung im heutigen und zukünftigen gesellschaftlichen, künstlerischen und technischen Umfeld. Da bin ich, glaube ich, nicht übertrieben optimistisch …

Sie haben erwähnt, dass Sie die Musikkommission der FJM präsidieren. Wird in einem kantonalen Gremium anders gearbeitet als in einer nationalen Kommission?

Die Herausforderungen sind sicher ähnlich, aber in der FJM bin ich «zuhause». Ich kenne die meisten Musikerinnen und Musiker, mit denen ich zusammenarbeite, und die Übernahme des Vorsitzes nach Olivier Marquis war für mich selbstverständlich, da die Arbeit und die Projekte, die er eingefädelt hatte, meinen Vorstellungen entsprechen. Auf Bundesebene ist diese Nähe wohl schwer aufrechtzuerhalten, aber sie ist dennoch von entscheidender Bedeutung.

Was sind nach Ihrer Meinung derzeit die grössten Herausforderungen?

Ich denke, dass wir paradoxerweise gerade in diesem Bereich Fortschritte machen müssen, obschon die heutige Technik die Kommunikation erleichtert. Schon die eigenen Familienmitglieder für eine gemeinsame Aktivität zu begeistern ist nicht einfach, und nun stellen Sie sich das einmal mit allen Musikern des SBV vor … Kommunikation scheint mir daher unerlässlich.

Florian Lab am Mikrofon
Florian Lab: «Kommunikation scheint mir unerlässlich.»

In der Schweiz steigt das Niveau unserer Blasorchester stetig. Eine erfreuliche Entwicklung oder besteht die Gefahr, dass eine Kluft entsteht?

Diese Entwicklung ist fantastisch und kann mich nur freuen. Aber wie so oft beim Streben nach Leistung oder Perfektion läuft man Gefahr, die eigene Identität und die Weggefährten zu verlieren und sich allein an der Spitze wiederzufinden.

Wie beurteilen Sie generell die Blasmusikszene in der Schweiz?

Das ist eine sehr reiche Bewegung. Für die Schweizer Kulturlandschaft ist sie unverzichtbar. Wir müssen sie umsorgen, denn sie ist die Wiege eines Grossteils der künftigen Berufsmusiker und das historische Gedächtnis einer Kultur.

Was wäre, wenn Sie …

… ein grosser Komponist wären

Nur einen zu nennen fällt schwer. Jean Balissat und Oliver Waespi. Wegen ihrer «Schweizerischkeit», ihres Avantgardismus, ihrer Kultur und ihrer Persönlichkeit ...

… ein Musikstück wären

Kein bestimmtes, es muss nur von Herzen kommen ...

… eine andere Kunstform als die Musik wären

Gibt es eine?